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Die Schuld an der Züchtung ſolcher w.en Ge-
ſtalten trägt weſentlich unſer mißverſtandener
Perſönlichkeit8kult, die weichliche Luxusſucht (ſ.
Luxus) u. der irregeleitete Modegeſ<ma>, bei dem
das Haſchen nah „Mondänem“ da3 alte Jdeal
wahrer Männlichkeit verdrängt hat. Das törichte
Streben weiter weiblicher Kreiſe nach Gleich-
machung u. Gleichbehandlung der Geſchiedier
trug zu dieſer unmännlichen Entwicklung des
Manne3 nicht wenig bei. Die Einwirkung der
Frau auf da3 Verhalten u, die Lebensführung des
Manne3 iſt ja dur alle Jahrhunderte von aus=
ſc<hlaggebender Bedeutung geweſen.
11. Behandlung. Kleinere w.e Züge u. Un=
arten bei Kindern ſind nicht allzu tragiſch zu
nehmen, da ja der Geſchlec<ht3unterſchied in den
erſten Leben3jahren nur wenig deutlich wird. Beim
Eintritt ins Jünglingsalter verſchwinden ſie meiſt
ganz von ſelbſt. Oſt genügt ein Blick od. ein
mittelbarer Hinweis des Lehrer38, damit der
Schüler eine w.e Angewohnheit aufgibt u. ſeine
unmännliche Launenhaſtigkeit (ſ. d.) beherrjhen
lernt. Cwige3 Moraliſieren, das ſelbſt ein w.e3
Mittel iſt, u. Lächerlihmachen laſſen gleichgültig
u. verbittern. Lektüre wirkt meiſtens mehr auf den
Intellekt als den Willen. Al8 Vorbild einer
fraſtvollen Perſönlichkeit, die ſich ſchon in der
äußern Haltung widerſpiegeln muß, wird der Er=
zieher am beſten erziehen.
Bei ausgeſprochen w. angelegten od. entwickel=
ten Jungen empfiehlt ſich völliger Wechſel der
Umgebung. Bei zu alten Eltern, bei Schweſtern
od. Tanten muß ein Knabe mit feinem unent=
wickelten Charakter ohne gleichaltrige Geſchwiſter
u. Kameraden verweiben. Nur zielbewußte Arbeit
de3 Erzieher3 an ſeinem Zögling kann zum Er=
folg führen. Der geiſtige Führer muß ein Mann
von Herz u. Gemüt ſein, deſſen Weſen Tatkraft
atmet, der weiß, daß ungeduldige Barſchheit eben=
jo ſchädlich wirkt wie ſchwächliche Nachgiebigkeit
(f. d.) u. ſpieleriſches Anſaſſen (ſ. Spieleriſch).
Sol< kernhafte Erziehung iſt beſonder8 durc
Hauslehrer (f. d.) u. in IJnternaten (f. Anſtalt3=
pädagogit) möglich. Hierbei iſt als wichtigſter
Faktor zu bedenken, daß neben der bedeutſamen
Aufgabe körperlicher Ertüchtigung des Zöglings
dur< einfache, geſunde Lebensweiſe , vernünſtig
betriebenen Sport (ſ. d.) uſw. die Geſundung nur
dur< planmäßige Beſeitigung der moraliſchen
Haltlofigkeit erzielt werden kann. Vor allem wee
man edeln Ehrgeiz, feſte Tatkraſt u. ernſte Ver-
antwortlichfeit durc< kleine Aufträge u. Ämter,
Nicht nur beim Lernſtoff, ſondern bei jeder Be=
ſchäftigung, auch bei Liebhabereien, dringe man
auf pünktliche, ſorgfältige Arbeit u. völlige Durch=
führung, bevor etwas Neue3 vorgenommen wird.
Machen ſich beim Zöglinge gelegentlich antiautori=
tative Stimmungen u. Handlungen bemerkbar,
ſehe man fie nicht ohne weitere3 bloß als ſchlimm
an. Selbſt in den merkwürdigſten Äußerungen -
Weiblich -- Weibliche Lehrorden.
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kommende Männlichkeit an. Dem Erzieher muß
e8 eine Freude ſein, dieſe Waſſer in das richtige
Bett zu leiten, allmählich zurückzutreten u. nur
leiſe Berater u. Freund zu ſein,
Der Weltkrieg mit ſeinen unerhörten Anforde-
rungen hat dem w.en Äſthetentum da3 LebenSlicht-
lein ausgeblaſen u. das alte deutſche männliche
Fdeal innerer un. äußerer Zucht u. Tatkraft wieder=
hergeſtellt. Er hat auch den grundlegenden Unter=
ſchied der Geſchlechter, den „anglo=-amerikaniſche
Herzen8öde“, wie Friß Bley ſagt, zu verwiſchen
drohte, wieder aufgede>kt. Nur das Weib, das
ſeine natürliche weibliche Cigenart zu entwickeln
ſtrebt, kann den kraftvollen Mann hervorrufen.
Des idealen Geiſtes von 1914, des männlichen
Geiſtes der Genügſamkeit u. Zucht, bedürfen die
Überlebenden erſt recht, wo die unſerm Volke neu
zugewiejenen Aufgaben die Anſpannung aller
Kräfte ſordern, wo der Jdealiamus einen harten
Kampf mit den dunkeln Mächten der roheſten
Selbſtſucht u. der niedrigſlen Habgier u. Genußs=
ſucht, die auch im Kriege an unferm Blute ſaugen,
zu beſtehen haben wird. [E. Bender.]
Weiblich |. Weiblichkeit.
Weibliche Erziehung |. Mäddenerzie-
hung; vgl. auch Gemeinſame Erziehung, Knaben
u. Mädchen.
Weibliche Handarbeiten |. Handarbeits-
unterricht für Mädchen.
Weibliche Lehrorden. 1. Allgemeines,
Nach den „ausführlichen Negeln“ des hl. Baſi-
lius d. Gr. (f. d.) wurden ſchon im 4. Jahrh. in
den morgenländiſchen Klöſtern Waijſen= u.
gottverlobte Kinder erzogen u. unterrichtet. Das
Oblateninſtitut ſand ohne Zweiſel auch in den
erſten Frauenklöſlern Kappadoziens Eingang.
Ausdrücklich berichtet des hl. Baſilius Bruder, der
hl. Gregor v. Nyſſa (geſt. nach 394), im Leben
der hl. Makrina (bei Migne, P. gr. XLYVI 988),
daß dort Waiſenmädchen „gepflegt, genährt u. zu
einem guten Wandelangeleitet wurden“, Ob außer=
dem no andre Mädchen in den Klöſtern erzogen
wurden, ſteht nicht feſt, läßt ſich aber mit Wahr-
jeheinlichkeit daraus folgern, daß in den Männer-
klöſtern auch jolche Kinder Auſnahme fanden, die
nur einige Zeit dort verbleiben ſollten, ja daß
vielleicht ſchon Externe dort unterrichtet wurden
(vgl. K. Weiß, Die Erziehungslehre d. drei Kap-=
padozier [1903 ; Straßb. Theol. Studien, V. Bd,
3. 1. 4, Oft] 120/122).
Die Erziehung8- u. Unterrichtstätigkeit ward
ſofort au<) von den abendländiſchen Frauen=
tlöſtern übernommen. Nach der älteſten uns be=
kannten Nonnenregel, nach 512 vom heiligen Erz=
biſchof Cäſarins8 von Arles (geſt. 543) verfaßt,
jollen alle Nonnen lejen u. |<hreiben lernen u.
gottverlobte Mädchen, jedoch nicht unter 6 bis
7 Jahren, im Kloſter Unterricht erhalten. Einer
eignen, den ältern Schweſtern entnommenen PVor-
maria, die von andern ältern Nonnen unter=
dieſer Art kündigt ſich Selbſtändigkeitsdrang, ; ſtüßt wurde, oblag die Au8bildung der jüngern