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ſehung des „C.“ durch Notker Labeo (+ 1022)
ging leider verloren (F. Zarn>e, Der deutſche C.
[1852]). Das beliebte Spruchbuch aber erſuhr
zahlreiche Überſeßungen u. Umdichtungen ins La»
teiniſche, Griechiſche (Planude8), in germaniſche,
ſlawiſche u, keltiſche Sprachen u. iſt auh Vorbild
u. Quelle ſür die bald dem Alkuin, bald dem
Columban zugeſchriebenen Praecopta vivondi
por gingulos versus quaos Monastica (= Mo-
nosticha) dicuntur (Au8g. CE. Dümmler, Mon.
Germ, hist., Poot. lat. a6vi Caro). 1 275
[1881]) u. für andre Monozticha (sontentiae
gonorales, proverbdia Catonis uſw.), an die ſich
zum Teil deutſche Sprichwörter anlehnen.
Siteratur. M. Sthanz, Geſch. d. röm. Lit.
I11 (*? 1905) 33 ff; Skutſch in Paulys Real-En-
zyklop. 9. Halbbd (1905) 358 ff; Stechert, Do C.
q. dic. dict. (Greifswald, Diſſ. 1912).
[S. P. Widmann.]
„Deutſche Geſellſchaft zur Förderung
Häuslicher Erziehung, (E, V.). Die D.G. z.
F-. h. €. (Siß: Leipzig) wurde am 27. Sept. 1916
in Leipzig gegründet u. am 1, Nov. 1916 ins
Vereinöregiſter eingetragen. Der erſte Keim zu
dieſer neuen Vereinigung war ein kleine8 Komitee,
da3 ſich im Frühjahr 1913 in Leipzig zuſammen»
ſchloß, um ein „Archiv ſür Erziehung3ſragen" ins
Leben zu rufen, wie Dr J. Prüfer es in ſeiner
„Fleinkinderpädagogik" (1913; Bd VIII der
„Bädag. d. Gegenw.“, Leipzig) befürwortet hatte.
Mit Hilſe der Hochſchule für Frauen in Leipzig
konnte ſolc< ein Archiv geſchaffen werden. Um
dieſes in weiterm Umfange ſeiner Aufgabe dienſt»
bar zu machen -- nämlich der Aufklärung u. Be-
lehrung breiteſter Elternſchichten über Erziehungs»
fragen --, löſte ſich das Komitee auf u. übertrug
jeine Sammlung u. ſein Vermögen der genannten
Geſellſchaſt. Dieſe hat ſich die Aufgabe geſtellt,
„lle Beſtrebungen, die auf eine Förderung der
häuslichen Erziehung hinzielen, zu gemeinſamer
u. dadurch wirkungsvollerer Arbeit zuſammenzy»
ſchließen, in5beſondre will ſie in Elternkreiſen
größeres Intereſſe u. tiefere3 Verſtändnis ſür
Erziehungsſragen verbreiten helfen“ (8 2 d.
Saßungen). Zur Erreichung dieſe3 Ziele3 gedenkt
die D. G. 3. F. h. E. die einſchlägige Erziehung3-
literatur u. wertvolle Sräfehungöerſahrungen in
ihrem „Inſtitut ſür Erziehungskunde“ (Leipzig,
Königſtr. 20) zu ſammeln u. kritiſch zu bearbeiten.
Sodann ſucht ſie gejunde Erziehungsgrundſäße u.
praftiſche Erziehung3erfahrungen zu verbreiten
durch Errichtung „Pädagogiſcher Elternberatungs-
ſtellen“ (die erjte wurde Anſang 1917 in Leipzig
gegründet), durch Auſſäte u. kurze Mitteilungen in
der Tage3preſſe, durch volkstümliche Vorträge über
Erziehung3fragen, durch ihre Vierteljahröſchriſt
für Eltern „Die Erziehung3praxi3" (hr8g. von
Dr Joh. Prüfer, dem derzeitigen Vorſißenden der
D. G. 3. F. h. E. [B. G. Teubner in Leipzig])
u. ſchließlich durch Herausgabe einer Sammlung
bilſzer u. guter Erziehungsſchriſten. --- Der
Rahträge.
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Mindeſtjahresbeitrag für Mitglieder der Geſell»
ſchaft beträgt 3 Al. [E. M, Rolofſ.]
z8poſition (im pſy<ologiſchen
Sinne). I. Begriff u, Arten, Während D. im
logiſchen Sinne einen feſt umriſſenen Begriff bildet,
iſt die pſychologiſche Anwendung des Wortes ſeit
ſeinem Gebrauch durch Hartley ſchwankend ge=
blieben. Am eheſten wendet man es in der Pſycho»
logie der Gegenwart an, um dasjenige zu be=
zeichnen, das in der Seele zurückbleibt, wenn die
Empfindung od. Wahrnehmung vorübergegangen
iſt. Dieſer Begriff ſteht im Gegenſaße zu jener
namentlich in der Herbartſchen Schule vertretenen
Auffaſſung, nach der in der Seele die fertigen
Vorſtellungen verbleiben u. nur unter die Schwelle
des Bewußtſeins ſinken u. wiederüber dieſe Schwelle
ſteigen können, Werden aber die alten Vorſtel-
lungen in der Seele nicht nur wieder gerufen,
ſondern ſtet3 neu gebildet, ſo hat dieſe Repro-
Üzierbarkeit zur Vorausſjehung, daß ſie nicht
ſpurlo3 vorübergingen, ſondern irgendeine Nach-
wirkung hinterließen. Man gab dieſer die ver»
ſchiedenſten Namen, wie Spur, Neſiduum, D. Bei
em Worte Spur denkt man wohl hauptſächlich
an eine gewiſſe Ansſchleiſung der Nerven. Wie
ein Wagen auf einem weichen Wege eine Spur
hinterläßt, u. wie neue „Eindrüce“ die Spur ver=-
ändern od. verwiſchen, ſo ſoll auch der die Empfin-
dung bedingende Neiz in den Nervenbahnen eine
Spur hinterlaſſen, die durch neue Sinneseindrüce
verändert od. getilgt wird. So wichtig aber die
phyſiologiſche Seite ſür die D. auc iſt, ſo iſt dieſe
ſelbſt doch eine pſychiſche Erſcheinung u. bedeutet
unächſt die Leichtigkeit u, Geneigtheit der Seele,
frühere Empfindungen als Vorſtellungen zu repro-
duzieren. Die Seele neigt auf Grund von häu=
figen Empfindungen ähnlicher Art zu dem, was
man auch „zentral erregte Empfindungen“ genannt
hat. Mit dieſer erſten Art der D., die wir al3
Empfindung3-D. bezeichnen können, hängt eine
zweite eng zujammen. Die Seele neigt urſprüng=
lich dazu, auf jeden Neiz mit einer Bewegung zn
antworten, u. je häufiger eine beſtimmte Bewegung
in der gleichen Weiſe au8geführt wurde , deſto
leichter vollzieht ſich dieſe Bewegung. So ent»
ſtehen motoriſche D.en, die wir aud, ſoweit ſie
auf ſinnliche Triebe zurü>gehen, Trieb = D.en
nennen können. Sind beide Arten der D. mit
der Nerventätigkeit auſs innigſte verknüpſt , fo
fragt es ſich, ob man den Begriff der D. darüber
hinaus auch auf jene Gebiete pſychiſchen Ge-
[chhens anwenden ſoll, die ſich zwar ohne Empfin-
ung 1. Trieb im Menſchen nicht vollziehen, aber
keine unmittelbare Beziehung zur organiſchen
Grundlage haben, auf das Denken, Fühlen u.
Wollen. Wir tragen kein Bedenken, auch dieſe
Gebiete der rein pſychiſchen Tätigkeit in den Be-
griff der D. einzubegreiſen u. demgemäß intellek-
tuelle, Geſühl83»= u. Willen83=D.en zu unterſcheiden;
denn ähnlich wie die Neize, die Cmpfindungen u.
Bewegungen auslöſen, eine Spur hinterlaſſen, die