Full text: Sulzer bis Zynismus (5)

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Werkes ſein. 1890 gründete P. Cyprian ein eigne3 
VBereinsblatt: „SeraphiſcherKinderſreund“. Schon 
1898 zählte das S. L. rund 100 000 Mitglieder. 
In dieſem Jahre wurde e8 in eine rheiniſch-weſt= 
fäliſche un. eine ſüddeutſche Abteilung getrennt, von 
denen jene mit der Zentralſtelle in Ehrenbreitſtein 
1916 rund 152 000, die ſüddeutſche mit dem Siß 
in Altötting 250 000 Mitglieder zähll. Bald 
wurde das S. L. durd) den Stiſter auch im Aus8= 
lande befannt gemacht u. zuerſt in der Schweiz 
(jeht 6 Abteilungen: St Gallen, Luzern, Chur, 
Freiburg, Zürich u. Baſel), dann in Amerika (je 
eine deutſche u, engliſche Abteilung in Pitts8burg, 
Pa.), in Öſterreich (Linzer, deutſch-böhmiſche, 
böhmiſche od. nordſlawiſche , magyariſche , ſüd= 
ſlawiſche, tiroler u. ſüdtiroler Abteilung), endlich 
in Italien mit Hilſe der bayriſchen Kapuzinerinnen 
in Aſſiſi eingeführt. Die Zahl der Mitglieder des 
S. L. außerhalb de8 Deutſchen Neiche3 beträgt 
150000. 1908 ſchloſſen ſich die 25 Abteilungen 
des S,. PL. zu einem „Verband aller Liebeswerks- 
abteilungen“ unter einem Generalpräſes (P. Cy- 
prian) zuſammen. 
1, Einrichtung u. Tätigkeit. Der Erziehungs- 
verein S. L. zur Nettung gefährdeter u. armer 
katholiſcher Kinder umfaßt: 1. Mitglieder, die 
einen „Eingetragenen Verein“ bilden, der Eigen= 
tümer de3 Vereinsvermögen5s iſt; 2. außerordent= 
liche Mitglieder, die das S. L. mit Almoſen unter= 
jtüßen od. eines der Vereinsblätter: „Seraphiſcher 
Kinderfreund" (für Erwachſene), „St Franzis- 
fusblatt“ (für Tertiaren), „Kinderlegion“ (für die 
Jugend) für 10 Pfennige monatlich halten. Vor- 
ſißender der ſüddeutſ<hen Abteilung des S. L. iſt 
der jeweilige Provinzial der bayriſchen Kapuziner= 
provinz, während 2 von ihm aus dem Kapuziner-= 
orden ernannte Präſides u. 3 von der Mitglieder= 
verſammlung auf 6 Jahre gewählte Mitglieder 
(der Geſchäſtsführer, Kaſſier u. Schriftführer) den 
Vorſtand bilden. Die beiden Präſide3s leiten die 
geſamte Erziehung in den Vereinsanſtalten, die 
Aufnahme, Unterbringung u. Verſorgung der Zög- 
linge u. redigieren die Vereinsblätter. Bis jeßt 
unterſtüßte das S. L. über 32 000 Kinder, die 
ſüddeutſche Abteilung allein über 12000, von 
denen die eine Hälfte in Familien u. Erziehung3= 
anſtalten mit Geld od. Kleidern unterſtüßt , die 
andre in den eignen Anſtalten des Verein38 erzogen 
wurde. Solche Anſtalten beſit die ſüddeutſche 
Abteilung in Altötting (St Franzisku8haus ; ge= 
gründet 1895), Herzogenaurach (Liebſrauenhaus ; 
1899), St Ingbert in der Rheinpfalz (St Fidelis8= 
haus; 1911), Sto>dorf (St Bennohaus), Eura3= 
burg (Marienburg) bei München (beide 1915) u. 
Marktl am Inn (1917). Die rheiniſch=-weſtfäliſche 
Abteilung, die ganz Deutſchland ohne Württem- 
berg u. Bayern umfaßt, hat außer der Zen= 
tralſtelle in Ehrenbreitſtein 8 Lokalabteilungen 
(Filialen) : Köln, Aachen, Krefeld, Kleve, Mainz, 
Münſter i. W., Straßburg u. Düſſeldorf. Für 
ſeine zur Überweiſung in Familienpflege in Aus= 
S<hulpſy<holog -- Somasker. 
 
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ſicht genommenen Pfleglinge hat die. rheiniſch- 
weſtfäliſche Abteilung eine eigne Prüſung3- u. 
Vorbereitungsanſtalt, das St Antonins8haus (Kin- 
derheim) in Arenberg bei Ehrenbreitſtein errichtet, 
Da3 S. L,. ſorgt ſür ſeine Zöglinge bis zur Mün= 
digkeit u. darüber hinaus; e3 ſieht die Fürſorge 
an ſchylentlaſſenen Jugendlichen für die Haupt= 
ſache in der Anſtalt3erziehung an. Al3 eine Art 
Hilf8verein gründete in der bayriſchen Abteilung 
Prinzeſſin Pilar v. Bayern 1902 den Verein 
„Kinderlegion“, deſſen Mitglieder Hand» 
arbeiten für arme Kinder anfertigen ; eine eigne 
Monatſc<hrift : „Die Kinderlegion“ ward 1893 
gegründet. Außer dem Erziehung3werk widmet 
ſic) das S. L. der Förderung de3 religiöſen Leben3 
de8 Volke3 dur<4 Abhaltung von Exerzitien u. 
Veranſtaltung von Pilgerzügen, unterſtüßt die 
äußere Miſſion, arme Studierende, Lehramt3= 11. 
Orden3kandidaten u. =kandidatinnen u. unterhält 
Seelſorgerſtellen in der Diaſpora u. Stationen 
für ambulante Krankenpflege. Für die Mitglieder 
des S. L. werden jährlich 4000 hl. Meſſen ge= 
leſen; Leo XI1IL, gewährte ihnen am 15. Mai 
1902 verſchiedene Abläſſe. 
Literatur. Auß. d. 15, in 6 Sprachen er- 
ſcheinend. Ztſchr. des S. L. vgl. beſ. : Cyp. Fröh= 
lich, 25 Jahre im Dienſte d. göttl. Kinderſfreun= 
des, eine Geſch. d. S. L. (1914; S. 92/96 auch 
„Einige Erziehungsgrundſäße i. d. Anſtalten des 
S. 8.*") ; K. Nupprecht, D. oberbayr. Erziehungs- 
anſtalt. d. S. L. in Altötting u. Eura3burg 
(„Bayr. Carita8-Bl." 1916, Nr 7). 
[M. Heimbucher.] 
Somasker, Die S. bilden eine 1532 vom 
hl. Hieronymus Amiliani od. Miani (x 1481 in 
Venedig, 1 8. Febr. 1537 im Stammkloſter So= 
ma8ca bei Bergamo ; Feſt am 20. Juli) zur Lei- 
tung von Artnen=, Kranken= u. beſonders Waiſen= 
anſtalten geſtiſtete religiöfe Genoſſenſchaft, die 
1568 von Pius V. zu einem eigentlichen Orden 
der Regunlarkleriker erhoben wurde. Miani jam= 
melte zunächſt die infolge des Hunger= u. Seuchen= 
jahres 1528 ſehr zahlreichen Waiſenkinder Vene= 
dig3 in einem Hauſe bei St Nochus, wo ſie neben 
Verpflegung u. religiöſem Unterricht auch An= 
weiſung zur Ausübung eines Handwerks erhielten. 
Bald errichtete er ähnliche Anſtalten in Breſcia 
u. in Bergamo (hier zugleich ein Haus für Ge= 
fallene, das erſte dieſer Art), übernahm die Waiſen 
ſchule der Theatiner in Venedig u. dehnte ſeine 
Tätigkeit auc< anf da3 mailändiſche Gebiet aus, 
Der hl. Karl Borromäus übergab den S. Kirche 
u. Kolleg zum hl. Majolu8 in, Pavia (daher 
„Majoliten“ genannt). Zur Zeit ſeiner höchſten 
Blüte im 17. Jahrh. zählte der auc um den Unter- 
richt der Ingend in Seminaren, Gymnaſien u. 
Adelskollegien verdiente Orden 119 Klöſter, faſt 
alle in Jtalien. Gegenwärtig (1917) beſißt er 
nod) 10 Häuſer, davon in Nom das Waiſenhaus 
Sta Maria in Aquiro u. das Blindeninſtitut 
S. Aleſſio auf dem Aventin.
	        
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