Contents: Arbeiter-Jugend - 6.1914 (6)

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beide gewölbt 
ſind. Dieſe Lin- 
ſen können aus 
verſchiedenen 
GlaS8forten oder 
auch aus 
türlihen Kri- 
ſtallen, 3. B. 
aus Bergkriſtall, 
vun hergeſtellt jein. 
Man unterſheidet zwei Hauptgruppen ſolc<er Linfen: konvere 
(Abb. 1) und konkave (Abb. 2); jene find nach außen, dieſe nach 
innen zu gewölbt. Die konvexen oder Sammellinſen haben die 
Eigenſchaft, Gegenſtände, die man dur< ſie hindurc< in ge- 
eigneter Entfernung betrachtet, zu vergrößern; die konkaven Zer- 
ſtreuungs8linſen dagegen bewirken umgekehrt, daß man alles 
Fleiner ſieht. 
Solche Linſen waren fHon ſehr früh im Gebrauch. In den 
Ruinen der uralten meſopotamiſhen Stadt Ninive fand man 
eine Linſe au3 Bergkriſtall, und auc<ß von den alten Römern ift 
uns verſchiedentlich bekannt, daß ſie mit derartigen Apparaten 
und ihrer Anwendung, beiſpiel35weiſe al8 Brenngläſer, Beiche1d 
wußten. | 
Die Eigenſ<aft der Linſen, vergrößerte oder verkleinerte 
Bilder von irgendwelchen Gegenſtänden zu geben, beruht auf der 
Tatſache, daß ein Lichtſtrahl, der aus cinem dichteren Sioff in 
einen dünneren oder umgekehrt eintritt, in dieſem „Medium“ eine 
Ablenkung von ſeiner bi3herigen Richtung erfährt. Der Licht- 
ſtrahl a b (Abb. 5), der in b auf die Glasſcheibe Gl trifft, geht 
durch dieſe alſo nicht in der Richtung b >' hindurc<, ſondern wird 
abgebogen, und zwar, da er aus dem dünneren Medium L, der 
€7 . Quft in das dichtere Glas 
 
 
 
  
 
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Abb. 1 und 2. abc Sammellinſenz d ef ZerſtreuungsSlinſen. 
übergeht, nah dem ſjoge- 
nannten Cinfall8Slot X] 
zu. Unter dem Einfall3- 
lot verſteht man näm- 
77 lich die Senkrechte, die 
man an dem Punkt auf 
der CinfallSebene ex- 
richtet, wo der Lichtſtrahl 
auftrifft. Auf ſeinem 
Wege von b na ec 
ſtößt er in 6 wieder auf 
eine Uebergangsfläche 
in ein anderes Medium; 
indeſſen handelt e3 ſich hier um den Uebergang aus einem dichteren 
Medium in ein dünnere8, aus Glas in Luft, und da wird der 
Strahl zwar .auch wieder gebrochen -- er geht alſo nicht nach €' 
weiter =- aber nicht wie vorher nach dem EinfallSlot (hier E1!') zu, 
ſondern vielmehr von ihm weg. Der Strahl geht demnach weiter 
nach d. So ſehen wir, daß ein Lichtſtrahl beim Uebergang in ein 
anderes Medium abgelenkt wird, und zwar nach dem Einfallslot 
zu oder von ihm weg, je nachdem dieſer Uebergang aus einem 
dünneren im ein dichtere Medium oder umgekehrt erfolgt. 
Dieſe3 Geſeß ailt natürlich auch für den Durchgang von Licht- 
ſtrahlen durch Linjen. Der Strahl a b (Abh. 3) verliert, wenn er 
in die Linſe eintritt, feine Richtung, wird nach € abgelenkt und von 
hier aus, beim Uebergang in das dünnere Medium: Luft, nach PF. 
Ein Körper aber ſendet nicht nur einen Lichtſtrahl aus, ſondern 
eine große Anzahl, und da wir e38 ja mit der Betrachtung von 
Körpern zu tun haben, müſſen wir auch wiſſen, wie die Linſe auf 
die von ihnen ausSgehenden Lichtſtrahlen wirkt. Vom Punkt a des 
Pfeiles a b (Abb. 4) geht ein Strahl beiſpiel3weiſe nach € und 
von da im weiteren Verlaufe ſeiner Ablenkung über F* hinaus. 
Einer von den vielen von a au8gehenden Straglen muß natürlich 
auch dur< den Mittelpunkt 0 der Linſe hindurc< gehen. Dieſer 
| | ». erleidet aber keine Bre- 
u jung -- wenigſtens nicht 
"bei dünnen Linſen =, 
föndern nur einc kleine 
Parallelverſchiebung im 
Sinne von Abb. 5, wie 
überhaupt alle Strahlen, 
die durc; den Mittel- 
punkt einer Linſe gehen, 
ſogenannte Achſenſtrah- 
len, - gradlinig durch 
dieſe hindur<gehen. Der 
/ Strahl a o trifft den ab- 
7 gelenkten Strahl ac I? 
in al: im Punkt a?, 
dem Scnittpunkt der 
E7 
-7 
 
 
Abb. 3. Ablenkung eines Lichtſtrahles durc< eine. 
doppelt konvere Linſe. 
& 
 
 
 
 
Abb. 4. Vergrößerung durch eine doppelt konvexe 
<inie. . | 
.Na- 
* 
ker Bergrößerungen 
Arbeiter-Iugend 
 
Strahlen a 0 und 
a eb, erhalten wir | | / . 
alſo ein Bild von - / 
Bunkt a. In gleicher 7 
Weiſe können wir die 4 
Bildpunkte für alle 
Teile des Pfeiles a b 
feitlegen, jo daß wir 
Ichticßlich ein voll- 
ſtändiges Bild dieſes 
Gegenſtandes auf der 
 
 
anderen Seite der 
Linſe erhalten, und 
zwar, wie man auf 
den erſten Blick 
Nicht, ein vergrö- 
Bertes, aber unmge- 
fehrtes Bild, und ; / 
zwar cit. wirkliches, 
in der Tat vorhan- 
denc3 Bild, das wir 
auf eine etwa dahinter 
ausgeſpannte Lein- 
wand werfen fönnen. 
Uebrigens werden nicht nur die Lichtſtrahlen, ſondern auch 
die Wärmeſtrahlen in der angegebenen Weiſe abgelenkt, und darauf 
gründet ſich die Anwendung des Brennglaſe3. Die einander 
parallel gerichteten Sonnenſirahlen nämlich treffen ſich infolge der 
Ablenkung alle in dem Punkte F (Abb. 3). Dieſen Punkt DP be- 
zeichnet man al3 den Brennpunkt der Linſe. Er fällt mit dem 
Mittelpunkt einer Kugel zuſammen, als deren Mantelteil die dem 
...* 
Punkt PF entgegengeſeßte Linfenfläche anzuſehen iſt. Die geſamte 
 
 
“aA ! 
; 
“ R 
Abb. 5. Ablenkung eines Lichtftrahles durch eine 
| Glasplatte. . 
Wärme der überhaupt auf die Linſe auffallenden Sonnenſtrahlen 
wird daher in dem Punkt PF zuſammengefaßt, fo daß hier eine 
genügende Temperatur entſteht, um Gegenſtände in Brand zu 
jeßen. | | | 
Dieſe einfachen Linſen blieben lange Zeit hindurch Die 
einzigen Hilfsmittel für die wiſſenſchaftliche Erforſchung ſolcher 
Gegenſtände, die unterhalb der Sichtbarkeit3grenze liegen. Der erſte, 
der damit arößere Erfolge erzielte, war einer der bedeutendſten 
Naturforſcher feiner Zeit, der Jeſuitenpater Athanaſius Kircher, 
der in ſeiner im Jahre 1646 in Rom gedruckten „Großen Kunjt 
de3 Lichtes und des Schattens“ nähere Angaben über Lebewejen 
madt, die cr in fau- | 
ligen Stoffen gefunden | 
hat. Doch hattenſchon OEZ 
über 50 Jahre vorher 
ein gewiſſer Johannes 
Janſſen und ſein Sohn 
Zacharias in Middel- 
burg ein zufammen- 
geſeßtes MNMieifroſfop 
hergeſtellt, das als der 
Vorläuferunſere3 heu- 
tigen Mikroſkops an- 
zuſeben iſt. =- Dieſe 
Neifroſkope haben den 
Vorteil, daß ſie nod) 
ſtärfer vergrößern als 
die einfachen Lupen. 
Die Mikroſkope be- 
ſtehen aus mehreren 
Linſen, deren Geſamt- . 
heit man als Linſen- 
ſyſtom bezeichnet. Der 
grundlegende Gedanke 
iſt hierbei, daß durc 
die zweite Linſe, die 
dem Auge zu gelegen . 
und daherDkular(von: 
vem lateiniſchen Wort 
oculus Auge) ge- 
nannt wird, das Bild, 
das bereit3 von der 
dem Unterſuchungs- 
gegenſtand zu gele 
genen Linſc (Objektiv 
geheißen) vergrößert 
iſt, no<mals vergrö- 
ßert wird. =- Auf dieſe 
ArtivärcdicFrageſtar- 
   
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4 
10.25. 
Kihn renn ung 1, 7 7. - 3 
EE NIE R Dh u 
Abb. 6. Mikroſkop. 1 Okular; 2 Tubus; 3 Stelſchr 
für den Tubus; 4 Objektiv; 5 Objekttiſm<; 6 Be- 
leuhtungsapparat; 7 Velgumtungsſplegel; 8 Säulez; 
. Fuß. . 
ube 
. ERB: 

	        
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