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Man vergegenwärtige jich nun folgendes: Das fleine ift im
Deutfchen der am häufigften vorfommende Buchjtabe. Man fchreibt es
nach der Taftjchreibemethode in zwei Beiten. Wer dafür nun dag zus
legt genannte Schleifen = Ar in einer Zeit einjeßte, der würde im Ber-
W
gleich zu jenem, der das alte A gebraucht, bei 10000 facher
W
Wiederholung des Buchftabens 10000 Takte jparen, d. i. er könnte 5000
Buchftaben A 2 Takte — 1000 Wörter A 5 zweitaftige Buchjtaben mehr
fchreiben.
E83 ift nicht zu leugnen, daß in unjeren jest gebräuchlichen Alpha=
beten noch eine ganze Summe ähnlicher £leiner Urfachen vorhanden find,
die bei ihrer Befeitigung die Wirkung noch ungleich mehr vergrößern müffen.
Die Alphabet-Frage hat darum eine eminent praftifche Bedeutung.
IV. Berfud der Löfung.
a)
Der hier anzuftellende Verfuch ift nicht der erjte. Schon vor zivei
Sahren hat eine Kommiffion im Auftrage des Allg. Säch). Lehrervereing
zwei neue „Normal“-Alphabete entworfen. Aber bereitS in der Kom-
mifftion hat e8 heiße Kämpfe gegeben, und nur mit vecht geringen
Majoritäten find die einzelnen Anträge durchgegangen.
Die Allg. Sächf. Lehrerverfammlung in Dresden lehnte die vor-
gelegten Normal-Alphabete ab, und man faßte den Beichluß, durch ein
Preisausjchreiben zu verfuchen, zu einem annehmbaren Rejultate zu ge-
langen. An eingereichten Bewerbungen wird e8 wohl nicht gefehlt Haben.
Jedenfalls hat aber feins der eingegangenen Alphabete volle Zuftimmung
erhalten; denn der Vorjtand hat die Angelegenheit vorläufig vertagt.
Wir bezweifeln auch die Möglichkeit auf diefem Wege. E3 fäme
dabei höchft wahrjcheinlich nur ein von der Bläffe des Gedanfens ange-
fränfeltes Adminiftrativ-Baby zum VBorjchein, das weder leben noch
fterben fann, dag niemand liebt und niemand pflegt, dem die einen alle
Eriftenzberechtigung abjprechen, während die anderen verjuchen müfjen,
e3 offiziell aufzupäppeln, ähnlich wie — die Puttfamerjche Orthographie.