en
Diefe möchten e8 bei den bisherigen zwei Alphabeten belafjen, und
jene erfennen die Vorzüge der Kundichrift an und verlangen, daß fie als
drittes noch dazu genommen werde.
Hier wäre man erbötig, das Kurrentalphabet zeitgemäß zu ve-
formieren, dort das Kurjivalphabet, und die Gleichgiltigen pflegen ihren
opf.
5 nn und mit unferer Frage in engjter Beziehung ftehend lief
aber noch eine zweite: „Schräg= oder Steiljchrift?" Auch fie harıt
noch der Erledigung.
Wohl hat man an manchen Orten verjucht, ihr näher zu treten.
Man hat fogar in manchen Schulen und Klafjen eine probeweije Ein-
führung der Steilfchrift ins Werf gejet. Nach dem, was über jolche
Berfuche verlautet, jcheint man aber nirgends zur Fortjegung derjelben
ermutigt worden zu fein. Und diefer Mikerfolg tft erflärlich, weil
natürlich. Die Unterfrage ift eben nur zu löfen in Verbindung mit der
Hauptfrage.
I. Die Forderungen der Beif.
a)
Des Fräftigjten Selbjtbewußtjeins erfreuen fich, wie man jagt, Die
Engländer. Aber jo eingebildet jind fie doch wohl nicht, zu glauben,
daß in abjehbarer Zeit die ganze Welt nur englisch Äpricht und jchreibt.
Der Berfuch, eine „Weltjprache” zu Eonjtruieren, würde wenigstens be-
weijen, daß andere diefe Einbildung nicht teilten.
Das Bejtreben, die gegenwärtige deutjche Schreibjchrift für alle
Beiten fonjervieren und allein gebrauchen wollen, dürfte daher ebenfalls
nicht vorwurfsfrei fein; denn dag würde vorausjegen heißen: Alle
Bölfer, die mit Deutjchland jchriftlich verkehren wollen, müfjen fich der
deutjchen Schreibfchrift bedienen. (Man jchreibe doch einmal fcherzes-
halber einen Fleinen englijchen oder franzöfifchen Aufjag mit deutjchen
Schhriftbuchjtaben!)
Die Einjicht der Unmöglichkeit diejes VBerlangens hat daher jchon
vor langer Zeit zur Einführung eines zweiten Alphabetz, des lateinifchen,
engliichen oder Kurjiv-Alphabet3 geführt und damit eine Errungenfchaft
gezeitigt, die einerjeitS der Bildungsfähigfeit und Pieljeitigfeit der
Deutjchen Ehre macht, deren aber andrerjeits fich weiter fein Volf erfreut.