vereinen geſchah das, wenn ich nicht irre, faſt einſtimmig ; im Bezirks-
lehververein Dresden-Land war ich -- nebenbei geſagt -- merk-
würdigerweiſe der einzige von über 200 anweſenden Mitgliedern, der
für eine Abänderung des Züchtigungsrechtes eintrat und darnach
ſtimmte, und ich konnte durch mein Bemühen nur erreichen, daß die
Delegierten nicht mit gebundener Marſchroute zur Vertreterverſamm-
lung gehen mußten. :
- Nach dieſen Verhältniſſen lag, wie auch offen zugegeben wurde,
die Gefahr einer Spaltung des Lehrervereins in zwei Lager vor ;
wenn dieſe Befürchtung nicht zur Tatſache geworden iſt, ſo iſt das
nicht die Folge davon, daß die Verhandlungen beide Teile zu einer
übereinſtimmenden Ueberzeugung gebracht haben, ſondern davon, daß
man zu der Erkenntnis kam, daß die Sache durch die bisherigen
Verhandlungen noch nicht ſo gefördert war, daß eine unzweideutige
endgültige Entſcheidung fallen konnte, und daß man durch Annahme
eines vermittelnden Antrages von ſeiten des Vereinsvorſtandes Zeit
- und Gelegenheit zu weiteren Beratungen gewinne.
Wer den Verhandlungen in Dresden beigewohnt hat; der weiß,
wie ein Gefühl der Erleichterung durch die Verſammlung ging, als
der Vermittlungsantrag bekannt gegeben wurde und als der Vorſtand
durch ſein Mitglied Laube-Dresden erklären ließ: „Wenn die Lehrer-
ſchaft die Züchtigungsfrage in dieſem Umfange aufgerollt habe, ſo iſt
ſie doch der Überzeugung, daß die Löſung dieſes 'Problemes nicht von
heute auf morgen erfolgen kann und wird. Es hat ſich heute gezeigt,
daß ein großer Teil der Lehrerſchaft die Ausübung des Rechtes der
k. Z. (k. Z = förperliche Züchtigung) nicht als unzertrennlichen
Beſtandteil ſeines Berufes anſehe. Die anderen Erziehungsfaktoren:
Elternhaus, Gemeinde und Staat haben mindeſtens ein ebenſo großes
Intereſſe an der Löſung dieſer Frage wie der Lehrer... Mit der
Erflärung, die in dem "einſtimmig vom Vorſtande angenommenen
Antrage zum Ausdrucke kommt, tun wir den erſten Schritt zur
Löſung dieſer Frage, aber auch nur den erſten Schritt. Solange
wir nicht die rechten Erſaßmittel haben, ſolange wollen und können
wir nicht ohne weiteres auf das Recht der k. Z. verzichten. Es iſt
daher jehr zu wünſchen, daß die geſamte . deutſche Lehrerſchaft der
Löſung der von uns aufgerollten Frage nähertritt.“
Mir waren dieſe Ausführungen wie aus dem Herzen geſprochen,
und ich war dem Vorſtande dankbar, daß er beſtrebt war, die Ver-
jammlung durch dieſen einzig und allein richtigen Standpunkt von
voreiligen, folgenſchweren Beſchlüſſen abzuhalten. Da ich faſt von
Anfang meiner Lehrtätigkeit dieſe Trage mit großem Intereſſe ver-
folgt habe, auch damit = wie ich dann angeben will --- öffentlich
hervorgetreten bin und ohne Überhebung ſagen kann, daß ich länger
und beſſer über dieſen Gegenſtand informiert war als eine große
Anzahl von Delegierten, erbat ich mir -- da ich kein Mandat hatte =
für die Debatte das Wort, ich „ſand aber nicht Gnade vor Ihren
Augen“ und mute meine Anſicht mit ſtiller Ergebung und der
Hoffnung auf beſſere Zeiten in meines Herzens Schrein verborgen