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vorgefommen, daß es zum Schuke unſerer Jugend die höchſte Zeit
iſt, daß dem Lehrer dieſes Recht, weil er ſich deſſen unwürdig gezeigt
hat, genommen wird?“ Gr fonnte gegenüber der Lehrerzahl von
über 10000 auf die im Kultusminiſterium auf die Zeit von 1884
bis 1895 bekannt gewordenen 6 Übertretungen hinweiſen. Man muß
geſtehen, daß das ein ſehr geringer Prozentſatz iſt, und doch müſſen
einem die Kollegen dauern, die meiſt ein Opfer mangelhafter Ver-
hältniſſe geworden ſind. Aber das iſt nicht die Hauptſache; leider
aber gibt es über alles Andere keine ſtatiſtiſchen Auſzeichnungen.
Viele Kollegen ſind bei Verſezung in den Anklagezuſtand mit dem
bloßen Schrecke davon gekommen: ſie wiſſen, wie einem Angeklagten
zu Mute iſt, ſie ſind aber unter Einwirkung günſtiger Umſtände
freigeſprochen worden. Das umfangreichſte Material aber liegt ſtill
verborgen in den Kanzleien der Amtshauptmannſchaften, Bezirks-
ſchulinſpektionen und in den Akten der Schulinſpektoren und der
Schulvorſtände. I< bin der Überzeugung, daß, wenn dieſes Material
zum Wohle der Lehrer veröffentlicht worden wäre, wie die Leipziger
Gerichtsverhandlung gegen Kollegen N. durch die Leipziger Lehrer-
zeitung, die Lehrerſchaft hätte fich als Ganzes ſchon längſt gegen
ſolche Verhältniſſe gewendet. |
Zum andern weiſt der Korreferent bei obiger Frage darauf
hin, daß die ſächſiſche Regierung auf wiederholt eingegangene Petitionen
um Aufhebung des Züchtigungsrechtes erklärt hat, daß ſie weder
eine Einſchränfung desſelben noch eine Veränderung beabſichtige. (Es
ſei verſtändlicher geweſen, wenn die preußiſchen Kollegen eine Agitation
des „Haumanuels“ wegen eingeleitet hätten. "Dem gegenüber muß
man aber bedenken, daß die Regierung durch Verſchicbung der Partei-
verhältniſſe ſehr leicht dazu veranlaßt werden kann, und dann kommen
wir mit unſern Wünſchen ſicherlich post festum. Nachdem
die Regierung aber den hohen Ständekammern eine Neubearbeitung
des Volksſchulgeſezes vom 13. April 1873 zugeſagt hat, müſſen wir
es als einen glücklichen Zufall preiſen, daß dieſe außerordentlich
wichtige. Angelegenheit vorher für ſich allein auf dreiteſter Grundlage
erörtert worden iſt und noch weiter erörtert werden ſoll, und das
hat auch mich mit veranlaßt, mich in Gegenwärtigem eingehend damit
zu befaſſen, gleichzeitig aber auch andere zum Schulprogramm gehörige
wichtige Angelegenheiten vom Standpunkte der einfachen Schulverhält-
niſſe aus, deren Vertreter ſich leider, wie ſo oft, in der Züchtigungs-
ſrage in Dresden lediglich durch Fingerheben aktiv beteiligten, mit
zu beleuchten.
An dritter Stelle wies der Korreferent darauf hin, daß ſich
auch ſo tiefgründige Änderungen in den Anſchauungen der Pädagogik
ſeit den nicht allzuweit zurückliegenden Lehrertagen und Lehrerver-
ſammlungen, in denen man für das Züchtigungsrecht eintrat, nicht
vollzogen haben, ſo daß man jeßt ſchleunigſt verbrennen müſſe, was
man bis jetzt angebetet habe.
; Zuleßt erwähnte er als vielleicht treibende Kraft, die Stande8-'
ehre der Lehrer, die eine möglichſt baldige Abſchaffung der k. Z.