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hänge ſind unzuläſſig. Für künſtliche Beleuchtung
(j. Schulhaus, Abſchn. A, V) dienen Glühlampen
mit Petroleum, Spiritus, Leuchtgas od. elektriſche.
Mattgla8mäntel dämpfen überſtarke Helle. Schr
gut ſind indirekte Beleuchtung3onlagen, bei denen
die nahe der Dee gelegene Lichtquelle nach unten
abgeblendet, die geſamte Lichtfülle zur Weiße der
Dede ſtrahlt, von der ſodann die Helle tage8licht-
ähnlich herabſließt. =- Die Lüftung (ſ. Schul-
haus, Abſchn. A, VI) des Schulzimmers muß in
Rückſicht auf den großen Friſc<luſiverbrauc aus-
giebig ſein. Die Mehrzahl der künſtlichen Ven»
tilationöanlagen leidet an dem Fehler der Unter-
leiſtung 1. gibt alſo Teilwirkung. Sind ſolche
Anlagen vorhanden, ſo iſt gleichwohl nad den be-
züglichen Vorſchriſten des Syſiems genaueſtens zu
handeln ; denn jede3 eigenmächtige Vorgehen ſtört
den Verlauf der Lüſtung no< mehr; insbeſondere
muß hier das wahlloſe Fenſteröffnen durch die
einzelne Lehrperſon unbedingt verboten werden.
Gute Anlagen machen jedes Eingreifen Dritter
überflüſſig ; ſie lieſern ſiet3 das nohvendige Friſch»
luſtquantum. Mangels einer eignen Anlage iſt
die ſtündliche Durchlüftung der Klaſſenzimmer
mittels Oſfnen3 der ganzen Fenſter für 5 Minuten
als ausreichend durch meine Unterſuchungen er»
wieſen, wenn Zimmer» u, Anßenluſt Wärmeunter-
ſchiede auſweiſen. Bei Wärmegleichheit in den
rauhen Jahre3zeiteniſt durch Anheizen des Zimmers
der Unterſchied zu erbringen. Unzuläſſig iſt das
gleichzeitige Offnen von Fenſter u. Türen, nicht
allein wegen Zugluſt, ſondern no< mehr, weil hier-
bei au3 den Gängen u. Stiegenhäuſern Luſt, die
mehr od. weniger verbraucht iſt, nach den Zimmern
angeſaugt wird. Die Schulleitung wolle alſo das
Lüften mittel3 der Türen dur< Anſchläge ver-
bieten. Die Zimmerluſt muß rein ſein; ſtaub-
reiche reizt die Schleimhäute der Luſtwege. Ferner
hat man, vor allem während der Heizperiode, dar-
auf zu achten, daß die Luſt immer genügend ſeucht
ſei ; erſahrungsgemäß ſind 40--50 Hunderltteile
relativer Feuchtigkeit hinreichend, um das Wohl-
behagen zu erhalten. Zur Feſtſtellung bedient
man ſich des Hygrometer3, das neben dem Ther-
mometer zur Garnitur jede3 Schulzimmers gehört;
niemals wolle man auf das ſubjektive Empfinden
vertrauen ; es fäuſcht ſchr oft u. ſc<wer. Zu troc>ne
Luſt ſchädigt Augenbindehaut u. Luſtwege ; zu
ſeuchte erzeugt beängſtigende Schwüle, Kopf»
ſchmerzen, Hibſchläge. Zu tro>ne Luſt ſeuchtet an,
wenn man Waſſer verdunſten läßt; dies geſchicht
durch Auſſtellen von Waſſerſchalen über od. nächſt
dem Heizkörper ; unzuläſſig iſt Waſſerverdampfen
u. Aunfſſprihben auf dem Fußboden. Die Wärme
des Zimmers iſt auf 15--17*0C zu Unterricht8-
beginn einzuſtellen ; als Höchſimaß, das nicht über-
ſchritten werden darf, gilt 19* €, Turnſäle hält
man bei 15*C. Die Ableſung geſchicht am Ther-
mometer ; auch hier iſt jedes ſubjektive Beſtimmen
anszuſchalten. = Für die Heizung (ſ. S<hul-
haus, Abſchn. A, VI) empfehlen ſich Zentral-
Sc<hulhygiene,
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anlagen, vor allem die Niederdru>dampfheizung
mit Warmwaſſerheizkörpern im Einzelraum unter
ſelbſttätig regulierenden Anſchlüſſen, in Verbin
dung mit der Lüſiungsanlage, Für Einzelheizung
eignen ſich die Mantelregulierſüllöfen ; bei ihnen
kann der Leerraum zwiſchen Feuerungs8zylinder u.
Mantel ohne erhebliche Koſten Friſchluſtanſchluß
erhalten, alſo der Zimmerlüſtung dienſtbar werden.
Die tfäglich einmalige Füllung genügt für die Un-
terrichtszeit des Tages, erſpart ſomit Arbeit u.
Materialergänzung. Die gewöhnlichen Dauer=-
brandöſen ſind ebenfall3 gut; da ſie zum Brand
Zimmerlufſt anſaugen, unterſtüßen ſie die Lüftung,
Aunich Kachelöſen aus Ton können Verwendung
jinden ; dabei iſt zu beachten, daß ſie ſich langſam
erwärmen; e8 muß alſo frühzeitig angeheizt werden.
Weil die Erwärmung eines Zimmers um ſo beſſer
vor ſich geht u. die Wärmeempfindung um ſo wirk=
ſamer wird, je unverbrancter die Luſt iſt, hat man
Sorge zu tragen, daß nach dem Anheizen gründ
lich durchgelüſtet wird ; verbrauchte Luſt regt die
Hautnerven ſaſt nicht an u. iſt ſelbſt in hohen
Wärmegraden ſozuſagen inaktiv. =- Das Grund-
geſeß der Geſundheitöpflege, die Pflege der RNein-
lichkeit (ſ. d.), muß im Ganzen de3 Schulhaus-
betriebs den Kindern nüßlich u. ſinnfällig werden ;
es muß ihnen Lebens1otwendigkeit werden. Nötig
iſt alſo die tägliche ſeuchte Neinigung aller Näume
(ſf. darüber Näheres im Art. Schulhaus, Abſchn. A,
VII. Unzuläſſig u. zwecklos iſt tro>nes Abs=
ſtauben. Kreiden u. Schwämme ſind in Blec-
käſtchen zu verwahren ; alle Abfälle ſind in Sammel-
körbe mit geſchloſſener Wandung (Maſſe, Ton)
einzubringen ; die gewöhnlichen Papierkörbe mit
Gittergefleccht erfüllen den Zwe> nicht. Jedes
Zimmer benötigt 1--2 Spudnäpſe von 15 em
Höhe u. 20 cm Durchmeſſer aus weißem Email
od. glaſiertem Ton, die mit 20 */, Kalkmild zu '/.
ihres Nauminhalts gefüllt werden. Unzuläſſig ift
die Füllung mit tronen Stoſſen (Sägemehl,
Aſche, Sand, Spreu), gewöhnlichem Waſſer, Chlor-
fall, Sublimat, Kreſolwaſſer, Karbollöſung. Die
Entleerung der Näpfe iſt Arbeit der Sc<euerfrau,
keinesfalls der Kinder. Das Ausſpucken auf den
Boden u. in die Taſchentücher muß alle3 Ernſtes
verhindert werden. Nötig find weiterhin ein Waſch-
tiſch mit Friic<waſſerzuleitung u. Abwaſſerbehälter
od. -abfluß, Seiſe u, Handtücher, während der
übliche WMaſchnapf dur<haus ungenügend für die
größere Perfonenzahl u. folglich unhygieniſch iſt.
-- Eine geſundheitliche Einrichtung, die Überall
erſtrebt werden muß, iſt das wöchentliche Baden
(j. d.) der Schüler; e3 muß in die Unterrichtsözeit
verlegt werden u. bildet einen Teil der körperlichen
Erziehung. Wenn eigne Schulbäder beſtehen od.
eingerichtet werden, iſt dies zweifellos der günſtigſte
Fall; dann müſſen aber die gemeinſamen Nei
nigungöbe>en verſchwinden u, Einzelzellen ſür
Brauſebäder angelegt werden ; das erſtere, ältere
Syſtem der Becken iſt zu verlaſſen. Keine Be=
denken beſtehen gegen die Benußzung kommunaler