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Möge jeder das Seine wiederfinden und neues Glück dazu! Wohl mandger, jeder hat ſeine
Heimkehr ſich anders gedaht. Ein grauſames Geſchick hat es ſo gewollt, daß unſäg-
lihe Opfer umſonſt gebracht ſind, unſägliches Leid umſonſt getragen worden iſt.
Wie ein böſer Traum wird manchen der Rrieg durd ſein ferneres Leben begleiten.
Viel Hohes und Großes daraus iſt durc; den Ausgang ausgelöſcht. Aber gewiß nicht
alles. Und wenn die Sriedensglocken ein neues, großes Deutſchland einläuten ſollten,
ſo wird das deutſche Volk alle Uot und Armut, alle Mühe und Arbeit in Kauf nehmen
und Ueues ſäen, Neues „pflanzen, Neues bauen. Durd) Na<ht zum Licht! Möge das
der Weg ſein, den das junge Geſchlecht geht, das nun ſo ganz anders, als ſeine Däter
es geträumt haben, durd die neue Welt ſchreitet. Iſt's die verheißene Welt des Sriedens,
der Sreiheit und des Dölkerbündniſſes, des ewigen Sriedens, der Sreiheit aller und
des alle umſchließenden und verbrüdernden Dölkerbündniſſes, ſo muß eine beſſere Seit,
eine beſſere Sukunft kommen, als unſere kampfesreiche Gegenwart es war,
Aus Millionen deutſcher Herzen ſteigt der heiße Wunſch auf: Möge alles gut
werden! Mit ſchwererem Herzen ſtanden die Väter und Mütter, die Männer und
Srauen nie mit den Ihrigen unter dem Tannenbaume. Und ſo mancher Platz iſt
leer -- Hunderttauſende ruhen in fremder Erde, wo keine liebe Hand ihre Grabſtätte
pflegt. Und Sriſche und Geſunde ſind welk und matt geworden oder zu Urüppeln,
Weihnacht mit viel Weh und Schmerz, mit heißen Tränen. Wenn die Lichter wieder
angeſteckt werden, wenn wieder ein Jahr dahin gerauſct ſein wird, wie wird's dann
"Jein? -- Eine Srage ohne Antwort -- eine Srage an das Sdicjſal. JT. Tews.
Mitteilungen.
Die neue Zeit und wir. Die Aufſätze dieſes Heftes ſind ausgewählt und geſetzt
worden, lange bevor die große Umwälzung das Deutſche Reid) über den Haufen warf, um
auf der Crümmerſtätte einen neuen Staat zu errichten ; ſie tragen daher kein Seichen
der Sturmzeit, und es dünkt uns troßdem richtig, ſie unſern Leſern unverändert vor-
zulegen. Hier aber kann das, was ſid) in den letzten Wochen zugetragen hat, nidt
mit StillſQqweigen übergangen werden. Niemand vermag zur Stunde zu ſagen, welcher
Art das neue deutſche Staatsgebilde ſein wird. Pflicht eines jeden aber muß ſein,
nad) beſtem Wiſſen und Gewiſſen das Seine dazu beizutragen, daß die Seite des Staats-
lebens, an deren Geſtaltung mitzuarbeiten ihm durd Beruf oder Neigung zugeteilt
iſt, jo vollkommen wie möglic) werde. Die „Deutſche Schule" braucht zu dieſem
Swedßke nichts anderes zu tun, als ſie immer getan hat. Als der große Urieg anfing,
haben wir den Dorſatz ausgeſprohen, wir wollten unſere Arbeit fortzuſezen ſuchen,
als ob gar kein Rrieg wäre, und unſere Leſer wiſſen, daß wir, abweichend von andern
Sdculzeitſhriften, den Sorderungen einer „Uriegspädagogik“" gegenüber, die am liebſten
den ganzen Schulunterricht ſo geſtaltet hätte, als müſſe die deutſche Jugend auf einen
immerwährenden Rrieg vorbereitet werden, ſtets Surückhaltung geübt haben. Wir
ſehen aud) jezt keinen Anlaß, unſern Standpunkt zu wandeln. Aufgabe der „Deutſchen
Schule" iſt vornehmlich, die grundlegenden Wahrheiten auf dem Gebiete der Erziehungs-
wiſſenſchaft ſuchen, finden und klären zu helfen. Dieſs» Wahrheiten können aber in
einem Sreiſtaate keine andern ſein als in einem, an deſſen Spitze ein erblicher Herrſcher
ſtand. Es verſteht ſich jedo<h von ſelbſt, daß wir --- wieder wie ſchon während des
Krieges -- über alles bemerkenswerte Veue berichten werden. öSwei Urkunden der
neuen Seit laſſen wir darum ſchon heute hier folgen.
Schulforderung des Deutſchen Lehrervereins. Der Deutſche Lehrerverein fordert:
Volle körperliche und geiſtige Ausbildung der geſamten Dolksjugend
nad) den Grundſäßen der Erziehungswiſſenſc<haft;
die Einheitsſhule vom Uindergarten bis zur Ho<hſ<hule und in ihr das unbe
ſhränkte Recht jedes Kindes auf Bildung und Erziehung nad< Maßgabe ſeiner Sähig-
keiten und ſeines Bildungswillens, ohne Rückſicht auf Dermögen, Stand und Glauben
der Eltern;
Unentgeltlichkeit des Unterrichts und der Unterrichtsmittel für alle und erhöhte Sür-
ſorge durd) freien Unterhalt und freie Kleidung für Unbemittelte ;