Full text: Das Jahr in deutschen Land-Erziehungsheimen - 14.1912 (14)

(DISSE EEE DLAAAPAe/d 92 I /D/D/D/D EDDIE DEE SD: 
Alice Baronin Franchetti T. 
Vor einem Jahre etwa mußten wir die traurige Botschaft vom 
Tode der Vorkämpferin der D.L E. He. für Mädchen, Bertha von 
Petersenn, bringen. Am 22. Oktober vorigen Jahres Starb eine zweite be- 
geisterte Förderin unsrer Sache, eine Persönlichkeit, die in ähnlicher 
Selbstloser Weise für die Erziehung der Jugend arbeitete und in Seltener 
Hingabe für ein edies Werk Begeisterung in andern zu wecken ver- 
Standen hat, wie jene Gründerin des L. E. Hs. Gaienhofen. 
Alice Franchetüi wird einigen von uns noch in deutlicher Er- 
Innerung Sein aus den Schönen Tagen unsrer italienischen Reise, in 
denen wir auf ihrem Landgut, der anmutigen Montesca bei Citta di 
Castello in Umbrien, ihre liebenswürdige Gastfreundschaft genossen. 
Lebhaft Sehe ich Sie noch vor mir, wie Sie uns auf dem Gute umher- 
führte, wie wir mit ihr dem Spiel und der Arbeit der Kinder des Laänd- 
volkes zuschauen konnten, die Sie in ihrem Heim erzog. Noch höre 
ich Sie begeistert über Franz von ASsgSisi Sprechen, der einstmals daselbst 
in ähnlicher Weise inmitten der Kinder der Armut gewirkt hatte. Dieser 
Edle Schwebte der Frau Franchetti als Beispiel vor. Wie jener liebte 
Sie das einfache Landvolk, von dessen Entwicklungsfähigkeit Sie tief 
durchdrungen war und Suchte dessen wertvolle Kräfte und Eigenschaften 
in jeder Weise zu fördern. Das anfangs kleine Werk wuchs. Die 
Schule konnte aus dem Schloß der Besißerin nach Citta de Cagstello 
verpflanzt werden. Die Schöpferin gewann tüchtige Kräfte für Sie und 
half Selbst tapfer mit an ihr, obwohl zie von zartester Gesundheit war 
und ihre Tage gezählt waren. - Was Sie aus freiem Antrieb zur 
Linderung der Not und zur Erziehung der Ärmsten und Kleinsten tat, 
ihre Liebe und ihr Soziales Verantwortungsgefühl, konnte mit Be- 
wunderung erfüllen. Die Zartheit ihrer Empfindung, die Selbstlose, reine 
edie Gesinnung, mußten ihr Liebe verschaffen. 
Sie, die Freundin der Malvida von Meysenburg, war frei von Vor- 
urteilen. Selten gewann man bei einem Menschen So Sehr die Über- 
zeugung von der Herrschaft des Geistes über die Mäterie als bei dieser 
Idealistin, die Sich auch in ihrer täglichen Lebensweise vom Schwer- 
gewicht des Stoffes befreit zu haben Schien. Nur wenig Früchte waren 
Ihre Nauptnahrung. 
Begeisterungsfähigkeit, Empfänglichkeit für alles Edle, echten Idea- 
lismus beweisen ihre Taten und atmen ihre Briefe -- von denen wir 
einige hier folgen laässen. 
Wie tapfer ertrug gie den Tod ihrer Lieben und bald danach 
Monate hindurch aälle Leiden der Krankheit in der Privatklimik in Jena
	        
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