VoM BÜCHERTISCH.
-NVonatsbeilage zu den Deutschen Blättern für erziehenden Unterricht.
Herausgegeben von
Juni, 1894.
FRIEDRICH MANN.
Nr. 6.
Inhalt: 1. Zur Litteratur der Pädagogik: Prof. Dr. W. Rein in Jena, Encyklopädisches Handbuch der Pädagogik. K. F. Koehler, Bibliotheca Paeda-
gogica, - 2. Zur Litteratur des Religionsunterrichts: Gustav Lang, Handbuch zur homiletischen Behandlung der Evangelien des Kirchenjahrs.
Gottlieb Leuchtenberger, Die Sprache des Kleinen Lutherschen Katechismusg,
Weltliches.
der Gegellschafts kunde, F, W. Dörpfeld, Die Gegellschaftskunde,
| Dr. Martin Luthers Groſger Katechismus.
Goldkörner christlicher Wabrheit und Lebensweigheit vom Wavndsbecker Boten. -- 3. Zur Gegellschaftskunde: F. W. Dörpfeld, Repetitor: um
Karl Heinrich Caspari, Geistliches und
1. Zur Litteratur der Pädagogik.
Prof. Dr. W. Rein in Jena, Encyklopädisches Handbuch der
Pädagogik. Erster Band, erste und zweite Lieferung (Abbitte bis
AsSoclation und Reproduktion der Vorstellungen). Langengalza,
Hermann Beyer & Söhne, 189]. Preis der Lieferung 1 M.
»Der Plan zur Herausgabe des neuen encyklopädischen Hand-
buches der Pädagogik entstanl zuerst aus dem Gedanken, die Gegen-
Stände der Zucht einer monographischen Bearbeitung zu unterziehen.
Diese Notwendigkeit drängte sich jedem auf, der die pädagogische
Litteratur der letzten Jahrzehnte aufmerksam verfolgte. Während
das Unterrichtsfeld vielfache Bearbeitung erfuhr, wurde das Gebiet
der unmittelbaren Führung, der Zucht, nur zu gehr vernachlägsigt.
Der Gedanke, hier einen Ausgleich zu schatfen, lag also nahe genug
uod mit ihm verbunden der Plan, für das umfasgende Gebiet zunächst
in Kinzeldarstellungen das Material aufzusuchen und darzusgtellen.
Aber auf dieger engen Grundlage Konnte das eneyklopädische Hand-
buch gich nicht aufbauen, da ja von der Lehrs der Führung aus
immerfort Verbindungsfäden zu dem Teil der Erziehungstheorie hin-
führen, deren wisgenschaftliche Ergebnisse die Didaktik verwaltet.
Damit war der Bereich der theoretischen Pädagogik mit ihren Grund-
wiSgenschaften, Ethik und Psychologie, und mit ihren Hilfswisseu-
Schaften, Physiologie und Medizin, ins Auge gefalst. Es konnte
nicht fehleu, daſs nun zur Vervollständigung des Ganzen das Gebiet
der praktischen Pädagogik herangezogen wurde, um 80 mehr, als hier
Fragen besprochen werden müssen, denen das lebhafteste Interesse
der Zeitgenosgen entgegenkommt. Es sgei hier nur an die Schul-
verfasSungs- und“ an die Lehrerbildungsfrage erinnert. 80 erweiterte
Sich der Plan zu einer eneyklopädischen Behandlung aller Aufgaben,
die der Ssystematischen Pädagogik angehören. Der Versuch einer
Darstellung dieser Aufgaben vom Standpunkt der gegenwärtigen
wiggengchaftlichen Forschung aus erschien um 80 angebrachter, als
hier eine Reihe von Arbeitern zur Verfügang stand, die sich längere
Zeit 8chon mit ihren Studien in den einzelnen Gebieten angebaut
hatten, darnach aus dem Vollen Schöpfen und die Ergebnisse der
vorausgegangenen Arbeiten in zusammenfasgendem Griff vorlegen
konnten. Anders steht die Sache auf dem Gebiet der historischen
Pädagogik. Hier befinden wir uns erst in den Anfängen wiggen-
Schaftlicher Arbeit. Hier gilt es erst vielfach das Quellenmaterial
aufzufinden und zu Sichten, dann in Einzeldarstellungen zu bearbeiten,
wobei der Zusammenbang mit den geistigen Strömungen der be-
treffenden Zeit Scharf hervortreten muſs, ehe an eine begründete,
wiggensgchaftlich fundamentierte Zusammenfaggung gegangen werden
kann. Wenn trotzdem das Gebiet der historischen Pädagogik nicht
ausgeschlossen wurde, 80 war hierfür der Gedanke malsgebend, dals
es Sich eines Verguches wohl lohnen würde, Schon Jetzt einzelne
Artikel zu bringen, die von eigenartiger Auffassung 80wohl, wie von
gründlicher Benutzung des einschlagenden Quellenmaterials Zeugnis
ablegen. Auf Vollständigkeit ist es in diesem Gebiet: aber von vorn-
herein nicht abgegeben. -- Möge das encyklopädische Handbuch vor
allem auch den Verächtern jeder pädagogischen Wisggenschalt den
Beweis: erbringen, daſs hier ein eigentümliches Forschungsgebiet vor-
liegt, das an Wert und Würde keinem andern in irgend einer Be-
ziehung nachstehen dürfte, Rückt man die Pädagogik unter den Ge-
gichtspunkt, daſs eie als angewandte Ethik bestimmt ist, einen wichtigen
Teil der SozialwisSenschaft zu bilden, 80 dürfte ohne weiteres klar
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Sein, welche Bedeutung gie im Leben des Volkes gewinnt, wenn auch
Dinge an ihrer Peripherie liegen, die in ihrer Scheinbaren Kleinlich-
keit einem oberflächlichen Beobachter leicht als einer wisSenschaft-
lichen Behandlung unfähig und unwürdig erscheinen.«
Wir haben diegen orientierenden Worten des Herrn Herausgebers
nur wenig hinzuzufügen. Gegen anderthalbhundert Mitarbeiter, unter
ihnen zahlreiche Namen ersten Ranges, haben sich vereinigt, um den
umfasgenden Plan in bester Weise zur Ausführung zu bringen. Und die
beiden vorliegenden ersten Lieferungen geben die Sichere Bürgschatft,
daſs das Werk hinter den rege gemachten Erwartungen nicht zurück-
bleiben wird. Von den Artikeln der ersten beiden Lieferungen heben
wir hervor: Abbitte, Abhören, Abwechslung, Achtung und Autorität
(von Seminarlehrer Hug in Zürich), Abgangsprüfung (von Gymnasial-
direktor Dr. O. Altenburg in Wohlau), Abgang von der Schule,
Alumnat, Angchaulichkeit des Unterrichts (von Prof. Rud. Menge
in Halle a. S.), Abneigung, Angeberei, Arbeitsscheu (von Lehrer Közle
in Cannstatt), Abstraktion (von O. Foltz in Eisenach), Abnlie,
Affektstörungen, Ansteckungspsychosen , Apathie, Angst (von Prof.
Dr. Th. Ziehen in Jena), Affekt (von Seminar-Inspektor Dr. K. Andreae
in Kaiserslautern), Alterstypen (von Dir. Dr. Hartmann in Annaberg),
Altersverscrgung der Lehrer an den Privatschulen Deutschlands (von
Dr. R. Barth in Leipzig), Altersversorgung der Lehrerinnen in
Deutschland (von Zelene Lange in Berlin), Ämter (von Seminardirektor
Dr. E. Morres in Kronstadt, Siebenbürgen), Andacht (von Rektor
Winzer in Neustadt), Angehauungsunterricht (von Seminarlehrer
Dr. Horst Keferstein in Jena), Ansteckung und ansteckende Krank-
heiten (von Prof. Dr. 4. Gärtner in Jena), Apperzeption (von Dir.
Dr. XK. Lange in Plauen), Arbeiterbildung (von Lic. Hummel in
Schweigern), Häugliche Arbeit und Arbeitszeit (von O. Janke in
Berlin), Arithmetik (von Dr. Hans Keferstein in Hamburg), Arbeits-
Schulen, Armensgehulen (von Dir. O. Packe in Leipzig-Lindenau),
AsSociation und Reprodnktion der Vorstellungen (von Otto Flügel in
Wansgleben). Wir behalten uns vor, über den Fortgang des hervor-
ragenden Werkes an dieger Stelle regelmälsig Bericht zu erstatten.
| --1 .
K. F. Koehler, Bibliotheca Paedagogica. Verzeichnis von Werken
der Erziehungs- und Unterrichtswisgenschaft, von gangbaren Schul-
büchern, Wörterbüchern, Atlanten, Musgikalien u. 8. w., 80wie der
neuesten Lehrmittel auf dem Gebiete des Anschauungsunterrichts.
Leipzig, K. F. Koehler, 1894. |
Bei Zusammenstellung des vorliegenden Verzeichnisges wurde als
wegentlichstes Ziel ins Auge gefalst, unter besonderer Berücksichtigung
der wichtigsten Neuerscheinungen eine Übersicht derjenigen Lehr-
mittel zu bieten, welche nach heutiger Anschauung als wirklich
brauchbare Hilfsmittel beim Unterricht für höhere, mittlere und
Elementarschulen gelten können. Es hat gich zu diesem Zwecke der
weitschauende, gein Gebiet vollständig beherrschende Geschäftsmann
mit dem gediegenen Pädagogen vereinigt, jener um Keine beachtens-
werte Neuerscheinung der Beachtung entgehen zu lassen, dieser um
Sie vom Standpunkte des Fachmannes aus einer Prüfung auf ihren
Wert zu unterzieben. Um den Charakter der Neuerscheinungen, der
nicht gelten durch äuſsere Verbältnisge beeinfluſst wird, zur Dar-
Stellung zu bringen, gehen dem Verzeichnis zwei orientierende Ab-
handlungen voraus: »Über die Reform der höheren Schulen in Preuſsen
und deren Einfluſs auf das Schulbücherwesen« und »Überblick über