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175) Fortbildungs-, Näh- und Stri>-Sculen.
Auszug aus dem Zeitungsbericht der Königl. Regierung zu Aachen für die
Monate Februar und März 1860.
- Die ländlichen Fortbildungsſ<hulen im Kreiſe Malmedy haben
einen guten Fortgang. Mit der Einrichtung von Näh- und Stri>-
j<hulen wird nach Maßgabe der disponiblen Mittel und Lehrkräfte
überall fortgefahren, ſo daß in nicht ferner Zukunft ſämmtliche Ge-
meinden der Wohlthat dieſes Unterrichts werden theilhaftig werden.
Am 19. März fand in der bei der Maſchinen - Flachsſpinnerei von
Schöller, Meviſſen und Bücklers zu Düren eingerichteten Stri>-
und Näh - Nachhülfeſchule eine Prüfung und Prämien - Vertheilung
ſtatt. Die Leiſtungen der Kinder befriedigten allſeitig.
Aenne
176) Unterric<t in weiblihen Handarbeiten dur die
Elementarſ<ule.
(Centralblatt pro 1859 Seite 36 und 498; pro 1860 Seite 186.)
Für den Lebensberuf eines Mädchens aus dem Volke iſt die
Fertigkeit im Striken, Nähen und Ausbeſſern von Kleidungsſtüken
äußerſt wichtig, weil ſie dadurc< einſt das materielle und auch das
ſittliche Gedeihen ihrer Familie mehr fördern kann, als dur< manche
andere Kenntniſſe und Fertigkeiten, welche ſie in der Schule erwirbt.
Dur< Anfertigung von Wäſche und Kleidungsſtüken, ſowie
durc< deren rechtzeitige Ausbeſſerung erſpart ſie viel Geld und be-
wahrt ihre Kinder vor der Gewöhnung an Lumpen, welc<he die
Selbſta<tung verkümmert und das fittlihe Verkommen befördert.
(F8 ſteht leider außer Zweifel, daß die Frauen unſerer Provinz
ihren desfallſigen Verpflichtungen im Allgemeinen nicht genügen, und
daß dies ein Haupthinderniß für das beſſere Gedeihen der ländlichen
Bevölkerung iſt.
Von dem baaren Verdienſte des Mannes muß nicht nur der
Stoff für Kleidung und Wäſche gekauft, ſondern auch deſſen Verar-
beitung bezahlt werden. Beweiſe verſäumter Ausbeſſerung der Klei-
dungöſtü>ke tragen Kinder und Erwachſene tägli zur Sc<au.
Mit Recht hält man dieſe Mängel für eine Haupturſache davon,
daß namentlich unſere Arbeiter - Familien in einer weniger guten
Lage ſind, als die in den Nachbarprovinzen, obgleich dort geringere
Arbeitslöhne gezahlt werden. = .
Es dürfte aber eben ſo außer Zweifel ſein, daß die in Rede ſte-
henden PtiOtverſäumniſſe der Frauen bei uns mehr dem Nichtkönnen
als dem Nichtwollen zur Laſt zu legen ſind und daß ſ<on der Wunſch,
die erworbene Fertigkeit und Geſchiclichkeit in weiblihen Handar-
beiten zu zeigen, anregend wirken und häuslichen Sinn und Fleiß