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Die Belehrungen in der Bürgerkunde
und die Frage der Staatsbürgerlichen Erziehung.
Berichterstatter: Gymnasgialdirektor ProfesSor Heinrich in Gnegen.
Mitberichterstatter: Progymnasialdirektor Dr. Buddee in Kempen.
Bericht.
Bürgerkunde und staatsbürgerliche Erziehung! Das gilt zurzeit
als die Forderung des Tages an die Schule. Und in der Tat ist das Ver-
langen allgemein und auch ernsthaft gemeint. Nicht etwa bloß phan-
tastisSche Schwarmgeister erheben den Ruf, Sondern beachtenswerte
Stimmen aus den verschiedensten Lagern vereinigen Sich. in dem gleichen
dringlichen Wunsche. Auch gibt es bereits eine Reihe praktischer Ver-
wirklichungen des Gedankens jenzeits und diesSeits der Grenzen Deutsch-
lands. um
Für die Notwendigkeit der Sache beruft man Sich auf ein reichliches
Material, wonach es unserem Volke noch an der richtigen Staatsbürgerlichen
Schulung und Erziehung fehlt. Auf Schritt und Tritt begegnet -- Selbst
in den Sogenannten gebildeten Kreisen -- eine oft erstaunliche Unwissen-
heit in Dingen des korporativen, kommunalen und Staatlichen Lebens.
Aus Unkenntnis werden manche Rechte nicht wahrgenommen und manche
Befugnisse nicht ausgeübt, nicht Selten zum eigenen Schaden oder zum
Nachteil der Mitinteressenten. Die politische Gleichgültigkeit führt dem
Heere der Nichtwähler immer neue Rekruten zu und verschafft dem
rührigeren Gegner oft einen leichten oder gar verhängnisvollen Sieg. Durch
nationale Schlaffheit gehen wichtige Positionen unseres Volkstums ver-
loren oder werden Breschen geschaffen, die nicht wieder zu Schließen
Posen. 1