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dem SciFſale der Bewohner fremder Weltheile thätigen Antheil,
und wirken mittel und unmittelbar dahin, daß die in der Däm:-
merung wandelnden Erdbewohner aller Zonen zum Glaubenslichte
gelangen; werden fie wohl den in ihrer Heimath, in ihren eige-
nen Kirhſprengeln, unker ihren Augen, in gänzlicher Finſterniß,
ohne Kenntniß Gottes, ohne Bewußiſein ihrer Beſtimmung, ohne
Ahnung eines künftigen Lehens wandelnden Taubſtummen ihre
Hülfe verſagen, wenn man ihnen die Seelen dieſer UnglüFlihen
zugänglich macht, nnd ſie in Stand ſeßt, ſie aus der Finſterniß
zum Licht, zur Wahrheit, zum Glauben zu führen? Gewiß nicht!
Im Gegentheile beklagen alle Seelſorger ihr Unvermögen, den
armen Taubſtummen die reichhaltige ZQuelle des Heils, woraus
ihre übrigen Gläubigen ſchöpfen , nicht eröffnen zu können, und
kein Seelſorger wird ſich von der Pflicht losſagen, die in ſeinem
Amtsbezirke lebenden Taubſtummen zu Chriſten zu bilden, wenn
er ſich fähig fühlen wird, dieſe Pflicht zu erfüllen. Allein um die
Taubſtummen zu Chriſten bilden zu können, muß fie der Seel-
ſorger zuvor zu Menſchen, oder gleichzeitig zu Menſchen und zu
Chriſten bilden; er muß ihnen menſchliche Denkart und menſch:
liche Sprache, und zwar die Sprache ihrer vollſinnigen Mitmen-
ſchen, die Landesſprac<e, und die Fertigkeit im ſchriftlichen Aus-
drusfe eigener Gedanken beibringen. Zu gleicher Zeit muß er
ihr moraliſches Gefühl we&en, und Schritt für Schritt mit der
ſich allmählig erweiternden Sprachkenntniß und Denkkraft an ihrer
religiöſen Bildung arbeiten. Da nun bei den Taubſtummen die
religivs-moraliſche Bildung durd) die Verſtandes: und Sprachbil-
dung bedingt iſt, ſo wird gewiß kein Seelſorger, und überhaupt
kein. Religionslehrer, welches Glanbenskenntniſſes er au ſein mag,
. Anſtand nehmen, die zur Realiſirung eines berufsmäßigen Zwe&es
nöthigen Mittel zu gebrauchen, wenn ſie ihm von der Staatsver-
waltung dargeboten werden. |
Die Staatsverwaltung wirke alſo dahin, daß ſich die Geiſt-
lichkeit aller Glaubensbekenutniſſe die Kenntniß der Taubſtummen-
Bildungswiſſenſchaft, wozu. ſie bei ihrer ſcientifiſ<gen Bildung
überhaupt, und ihren pſychologiſchen und didaktiſchen Kenntniſſen,