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insbeſondere vorzugsweiſe fähig und geſchiät iſt, aneigne, und
mache es dann jedem Seelſorger uns jedem Religionslehrer zur
Pflicht, ſich mit der Unterweiſung der in ſeinem Amtsbezirte le-
benden Taubſtummen unmittelbar zu befaſſen.
Hierbei tritt außer der Wirkſamkeit der Regierungen noth-
wendig auch jene der geiſtlichen Oberbehörden ein. Das Studium
der Taubſtummen - Bildungswiſſenſ<aft, welche ihrem Weſen und
ihrer Tendenz nach ohnehin in das Gebiet der theologiſchen Stu-
dien gehört, müßte an allen Univerſitäten, in allen theologiſchen
Lehranſtalten und in allen Schullehrerſeminarien eingeführt wer-
den: Zu dieſem Ende müßte von jeder theologiſchen Lehranſtalt
ein dazu vorzüglich qualificirtes Individuum angewieſen werden,
ſich für die Lehrkanzel dieſes Faches vorzuhereiten, und eine oder
die andere, dur< ihre vorzüglichen Leiſtungen bekannte, Tqubſtum-
men-Bildungsanſtalt beſu<en, um die Grundſäße des Verfahrens
denkender und erfahrener Lehrer bei dieſem Unterrichte in der
Anwendung zu ſehen, und dann über dieſen Gegenſtand öffentliche
Vorträge, ſowohl für die Theologen, als auch für die S<ullehr-
amts-Candidaten halten zu können. In der Folge könnte dieſes
Studium als das, was es folgerichtig iſt, nämlich als integriren«
der Theil der Pädagogik, Didaktik, Methodik,-Katechetik-und-Pa:
ſtoraltheologie behandelt, und die Vorträge darüber den Profeſſoren der
genannten Gegenſtände, wenn ſie ſich dazu qualificirt haben, zu-
getheilt werden. Die Frequentation der Vorträge über den Taub-
ſtummen-ÜUnterriht müßte für alle Candidaten der Theologie im
lebten Studienjahre obligat ſein, und ſie müßten ſih daraus am
Schluſſe des leßten Semeſters einer Prüfung unterziehen.
Bei den irrigen Vorſtellungen, die man ſich von den Schwie-
rigkeiten des- Taubſtummen-Unterrichts, beſonders von der Geber-
denſprache, in8gemein macht, iſt es nöthig zu bemerken, daß die -
mit der Erlernung mehrerer anderer Sprachen belaſteten Theolo-
gen dur< dieſes ueue Studium in ihren übrigen Obliegenheiten
nicht ſehr behelliget werden; denn die natürliche Geberdenſprache
iſt niht, wie conventionelle Sprachen, Sac<he.des Gedächtniſſes, deren
wiſſenſchaftliche Erlernung großen Zeit- u. Mühenaufwand erfordert,