Heft 18
Stimmen aus Praxis und
Nichtamtlicher Teil 209*
(Nichtamtlicher Teil)
Bücher und Zeitſchriften
Anton Holzner: Das Geſetz Gottes.
Berlin 1939, Nordland-Verlag.
Der Verfaſſer, der aus der ihm eigenen Be-
ſch<eidenheit hinter dem Pſeudonym Anton Holzner
zurücktritt, hat den religivs8 ſuchenden Menſchen
ein Büchlein dem Umfange nach, dem Werte nach
ein gewichtiges Buch geſchenkt, wie es nur aus
dem eigenen Erlebnis eines reinen Menſchen
geboren werden fann. Aus der Geſchichte von
Peter Schaedl hätte ſich ein Roman geſtalten
laſſen können. Holzner zeichnet ſie mit einer Zurü>-
haltung, die ich als ſeeliſche Keuſchheit bezeichnen
möchte, in knappen Strichen und darum vielleicht
um ſo einprägſamer. Ein friſcher, quicklebendiger
Dorfſ<hullehrerſohn aus Bayern verliert frühzeitig
jeinen Vater. Die ſtreng katholiſch-kirc<hlich ge-
jonnene Mutter gibt den Buben auf die Kloſter-
ſchule, er ſoll Prieſter werden. Die naturhafte
Jungenhaſtigkeit ſteht nun in ſchwerem Kampf
--gegen-die möndiſche-Erziehung, die mit Gewalt. - -
den eigenen Willen des Jungen brechen will.
Peters Widerſtand erlahmt allmählich an ſeiner
Ausſichtsloſigkeit. Ein beſonderes Erlebnis führt
jein tieſes religibſes Fühlen zum Ausbruch und
bringt ihn mit der klugen Menſchenführung des
Abtes zuſammen. So wird Peter Schaedl reif,
Kandidat der Theologie im Prieſterſeminar zu
werden. Aber er bleibt innerlich zerriſſen. Sein
natürliches Fühlen, ſeine wahre Religioſität und
die Forderungen des kirchlichen Dogmas liegen
miteinander im Kampf, der beinahe zum ſeeliſchen
Zuſammenbruch führt. Er überwindet den Konflikt
no< einmal und wird Prieſter, widmet ſich mit
leidenſ<aftlicherL Hingabe und hoher PVflicht-
auffaſſung ſeinem Amte. Schwerſte innere
Kämpfe folgen erneut, als er ſieht, wie die national-
ſozialiſtiſche Bewegung Deutſchland in höchſtem
JIdealiSmus neu geſtaltet und die Kirche dieſen
JdealiSmus mit dem Bann belegt. Die Kämpfe
führen nach fünf Prieſterjahren auch zum äußeren
Bruch mit dem Prieſtertum, für deſſen Vor-
bereitung Peter Scaedl fünfzehn Jahre ſein
ganzes Leben hingegeben hatte. Aber er gibt
niht mehr nach, wächſt aus der Kirche heraus.
Er hat ſich ſiegreich dur<gerungen zu der Erfenntnis,
daß das Geſeßz Gottes höher ſteht al8 das Geſeß der
Kirhe. Und ſeiner beſorgten Mutter fann er die
befreiende Antwort geben:
„Nein, mein Herz gehört dem einen, alten,
unzerſtörbaren Glauben an Gott, den jeder
deutſche Menſc< in irgendeiner Art in ſich trägt.
Seine Geſeze hat dieſer Gott in den Geſeben
des Leben3 niedergelegt. Sie ſind mir heilig
und werden mich verpflichten mein Leben lang.“
Das von hohem ſittlihen Verantwortungs3-
bewußtſein getragene Buch iſt gerade deshalb ſo
lejen.
wertvoll, weil es völlig frei von irgendwelchem
Haß gegen die Kirche iſt, ja die Ehrfurcht vor der
Kirche als einer hiſtoriſchen Erſcheinung behält.
Es will, wie der Verfaſſer im Vorwort ſchreibt,
keine großen Enthüllungen feilbieten, ſondern ein
wirklichfeitönahes Bild vermitteln, deſſen Einzel-
züge und deſſen Geſamtergebnis der Wahrheit
vollauf entſprechen. So wird jeder deutſche Menſch
das Buch mit Ergriffenheit und innerem Gewinn
t. Ganz beſonders iſt e8 aber auch für die
Hand der Jugend geeignet.
Berlin. Glauning.
*
Von Rurit bis Stalin.
Wejenund Werden Rußlands.
Von Richard Moeller.
: Vilhelm Goldmann Verlag, Leipzig.
Die politiſMmen Ereigniſſe unſerer Tage laſſen
den Leſer mit beſonderem Intereſſe nach einem
Buche greifen, das die Geſchichte des rieſigen
Raumes an der Grenze von Europa und Aſien
in einer lebendigen Darſtellung bringt, die ſich
beinahe wie ein Roman lieſt. Moeller ſieht in der
großen AuzSeinanderſehung zwiſchen Europa und
Aſien das Grundmotiv der Geſchichte des ruſſiſchen
Raumes. Die Schilderung dieſes vieltauſend-
jährigen Kampfes beginnt mit der Geſtalt Ruriks,
'des Gründes des normanniſchen Warägerreiches,
der erſten Staatenbildung im Raume Rußlands,
und zeigt, wie immer germaniſche8 Blut es war,
das in dieſem Raume nicht als Eroberer, ſondern
vom Slawentum gegen aſiatiſche Nomaden um
Hilfe gebeten geſtaltend mit ſtaatsbildender Kraft
tätig wurde, ſo daß ſogar der Name Rußland nicht
Rawiſchen, ſondern germaniſchen Urſprungs iſt.
Das ruſſiſche Schifal wird in ſeinen Grund-
bedingungen aus dem ruſſiſchen Volks<harakter,
der durch die oſtbaltiſche Raſſe bedingt iſt, und
dem unendlichen Raum erklärt. Wir erleben die
vielfachen ſruchtbaren Wechſelbeziehungen zwiſchen
Deutſchland und Rußland. Plaſtiſch erſtehen die
bedeutendſten Geſtalten der ruſſiſchen Geſchichte
vor uns, Peter der Große und Katharina 11. Der
Zuſammenbruch des Zarenreiches entwickelt ſich
aus innerer Geſehmäßigkeit, als an der Spiße
eines notwendig autofratiſchen Staat8weſens8 in
der Berſon des lebten Romanow ein gutmütiger
Schwäcling ſteht, die ruſſiſche Intelligenz aber
dem Giſte des weſteuropäiſch-jüdiſchen Liberalismus
verfällt und damit dem Weſen des eigenen Volkes
entſremdet wird. Eines aber tritt auch aus dieſer
geſchichtlichen Darſtellung mit beſonderer Deut-
lichfeit hervor: daß niemals zwiſchen dem deutſchen